Freitag, 12. September 2008

ZZ Packer: Drinking Coffee Elsewhere


Auch ich habe, glücklicherweise, in der letzten Woche ein Buch gelesen, das großartig ist. So schön und so schön zu lesen.

Komisch, in den Wochen davor habe ich nur Bücher gelesen, die ich allerhöchstens mittelmäßig fand... oder zumindest nicht begeisternd. Und dann... bäng... So dass ich rumlaufen möchte und sagen: Lies dieses Buch, es ist großartig, lies dieses Buch, es ist großartig.

"Drinking Coffee Elsewhere" ist eine Sammlung von acht Kurzgeschichten. Ähm, mehr kann ich dazu gerade gar nicht sagen, weil ich dann das Gefühl habe, es zu verderben. Nun ja...

Auf jeden Fall ist ZZ Packer eine Frau, nicht ein Mann, wie ich zuerst dachte. Was wirklich interessant ist und beweist, dass Frauen und Männer unterschiedlich schreiben. Als ich nämlich angefangen habe zu lesen, dachte ich: "Wow, wie cool ist das denn? Und das schreibt ein Mann? Komisch, der schreibt wie eine Frau". Ist es nicht total abgedreht, dass man das Geschlecht am Stil, am Thema, an der Wortwahl erkennen kann??

ZZ Packer: Drinking Coffee Elsewhere, 2003, TB ca. 10,- Euro,

Mein absoluter Favorit dieser Wochen


Ich habe schon seit längerem kein solches, durch seine Art und den Schreibstil fesselndes Buch gelesen, möchte es euch deswegen hier ein wenig näher bringen, vielleicht kann der ein oder andere sich das Leseexemplar des Gerstenberg-Verlages noch ergattern (0der es steht noch in den Regalen im Mitarbeiterraum ?!? - es lohnt sich auf alle Fälle)

Floortje Zwigtman: Ich, Adrian Mayfield

Ausgangspunkt der Geschichte ist das London gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Wir befinden uns im Leben des recht gewöhnlichen Jungen Adrian Mayfield, 16 Jahre alt, der als Handlanger eines Herrenausstatters arbeitet. Als er durch den Besuch des beleibten, reichen Augustus Trops eine Einladung desselben zu ihm nach Hause erhält, glaubt er noch nicht, diese jemals wahrzunehmen, denn der dicke Trops gab sich bei der Anprobe als an den Vorzügen eines jugendlichen heranwachsenden Jungen nicht uninteressiert zu erkennen.
Als Adrian jedoch seine Anstellung als Lehrjunge verliert, nach einigen Tagen weder weiß, wo er etwas zu Essen noch eine Anstellung finden könnte, begibt er sich zu Trops...
Damit beginnt für Adrian ein Leben inmitten des dekadenten Londons, Bekanntschaften mit Dichtern und Denkern, unter anderem Oscar Wilde, doch auch die dunklen Seiten eines solchen Lebens lernt Adrian kennen...

Floortje Zwigtman ist bisher den historischen Romanen verbunden gewesen, der historische Stoff bleibt auch hier nicht aus, ist jedoch in einer großen erzählerischen Manier mit den brisanten Themen des ausgehenden 19. Jahrhunderts verwoben und ihr gelingt eine wirklich glaubhafte Darstellung.
Oscar Wilde wurde 1895 für seine Beziehung zu Lord Alfred Douglas angeklagt und apäter als Homosexueller zu zwei Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt.
Nicht nur wegen dieser der Realität verhafteten Geschichte ist dieser Roman unbedingt lesenswert!

Sonntag, 24. August 2008

Paris s'éveille...


Zum Inhalt:
Jacques Ricou, der grimmig-charmante Richter aus Paris, ermittelt im größten Korruptionsfall der deutsch-französischen Geschichte und gerät in einen Sumpf aus Verrat und politischen Intrigen – Ulrich Wickert glänzt als Kenner französischer Lebensart und als brillanter Krimiautor. (So zumindest auf vorablesen.de zu finden - sehr empfehlenswert, diese Seite, im Übrigen)

Dieser Jaques Ricou gerät in die Tiefen dieses Korruptionsfalles, der sich zwischen Leipzig und Paris abspielt.


Vielleicht hätte Ulrich Wickert lieber an Dutroncs Lied: On nous cache tout, on nous dit rien denken sollen, als er seine Recherchen für den Fall machte. Ich habe bei der Lektüre des Buches leider das erwachende Paris, oder ein rege erwachendes Lesevergnügen vermisst. Doch ein genaues Wissen der französischen, der parisischen und der politischen Gegebenheiten ist ihm durchaus nicht abzusprechen, eher als ein großer Pluspunkt des Buches hinzuzufügen.
Die Sprache des Buches ist so wie ich sie mir von einem Nachrichtensprecher vorstelle. Sein Stil als solcher jedoch nicht als wirklich literarisch zu beschreiben, vielleicht kann man das Lesen dieses Romans als Unterhaltungslesen, Schmökern bezeichnen.
Es kommen viele Voraussetzungen für einen annehmbaren Roman zusammen: verschlungene Liebesbeziehungen, Mord, Korruption usw. Doch wie mein Leseeindruck schon vernehmen ließ, bleibt die Spannung nicht erhalten über 300 Seiten. Erst auf den letzten 50 Seiten verspüre ich das Gefühl, dass hier etwas für den Fortlauf der Geschichte getan wird. So, als wären alle Aussagen vorher nur Vorspiel gewesen.
Die Oberflächlichkeit der Welt scheint gut dargestellt, die Personen des Romans schwimmen praktisch ohrentief in ihr.
Manchmal fühle ich mich beim Lesen so, als wöllte Wickert mir klar machen, dass er besonders viel weiß. Darunter leidet die Kontur der einzelnen Personen, die eher äußerlich und grob bleibt.
Ich glaube, dass dieses Buch eine durchaus gute Unterhaltung darstellen kann für den geübten Krimileser, der sich einmal mit einer brisanten Thematik auseinander setzten möchte. Und Wickerts Anmerkung am Ende des Buches ist für mich Beschwichtigung für einige in meinen Augen durch Lesemissvergnügen verschenkte Minuten: Ein solches Thema sollte wirklich literarisch besprochen werden, damit die Ungereimtheiten und Zwielichtigkeiten im politischen und juristischen Sektor nicht völlig untertauchen.

Im Moment lese ich...


Erich Kästner - Der kleine Grenzverkehr

Sonntag, 20. Juli 2008

Ach ja...

Hat jemand "Pippa Lee" gelesen? Wie fandet ihr es?

Leo Hickman - Fast Nackt



Der Untertitel sagt schon so ziemlich alles: Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben. Wer sich für Nachhaltigkeit, Bio und Leben in unserer Zivilgesellschaft interessiert: bitte lesen! Leo Hickman ist Redakteur beim 'Guardian' und startet einen Selbstversuch, zusammen mit Frau und Tochter. Witzig und gänzlich ohne erhobenem Zeigefinger.

Piper Taschenbuch, Juni 2008, 8,95€

Donnerstag, 17. Juli 2008

ich lese:





Ach ja im Moment lese ich:



Sam Savage: "Farmin ein Rattenleben"






Christopher Moore: "Die Bibel nach Biff"

Thomas Harris, Hannibal Rising


Der achtjährige Hannibal Lecter lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester Mischa auf Burg Lecter in Litauen, als 1941 der deutsche Russlandfeldzug beginnt. Die Familie und einige Dienstboten können sich in ein Jagdhaus in den Wäldern flüchten. Drei Jahre leben sie dort, bis ehemaligen litauischen Kollaborateuren, die sich als Rot-Kreuz-Sanitäter ausgeben. in dem Jagdhaus einnisten. Lector und Mischa müssen mit ansehen, wie ihre Eltern vor ihren AUgen umgebracht werden.
Im strengen Winter Anfang 1945 gehen in dem abgelegen Jagdhaus nach und nach sämtliche Essensvorräte zur Neige. Hannibal sieht sich selbst als Beschützer seiner über alles geliebten kleinen Schwester, kann aber nicht verhindern, dass die Kollaborateure Mischa töten und ihr Fleisch essen
, um dem Hungertod zu entkommen. Hannibal fällt in Ohnmacht und wird von sowjetischen Soldaten gefunden, die ihn in ein Waisenhaus bringen, welches in der ehemaligen Burg seiner eigenen Familie eingerichtet wurde. Die Erlebnisse in dem Jagdhaus haben ihn verstummen lassen.
Ein Jahr später, 1946, wird Hannibal von seinem Onkel Robert Lecter adoptiert, der in Frankreich lebt und dort ein bekannter Maler ist. Er hat ein Landhaus südlich von Paris, wo er mit seiner Frau Lady Murasaki Shikibu lebt. Dort lebt Hannibal wieder richtig auf. Er wird alles Wunderkind gehandelt. Er begeht seinen ersten Mord an Paul Momund, einem Metzger, der seine Tante auf sexistische und rassistische Art beleidigt hat.
Ein französischer Polizist, Inspektor Popil, wird durch die Tat auf Hannibal aufmerksam und beginnt, ihn von nun an zu verfolgen. Es gelingt ihm jedoch nicht, Hannibal die Tat zu beweisen, wobei er Hannibal auf eine gewisse Art sogar mag.
Nach dem Tod von Hannibals Stiefvater zieht Lady Murasaki mit Hannibal nach Paris, wo sie eine Wohnung im Marais
besitzt. Hannibal selbst beginnt ein Medizinstudium und zieht als jüngster Medizinstudent in der Geschichte Frankreichs die Aufmerksamkeit der Professoren auf sich. In dieser Zeit beginnt er Rache an jenen Leuten aus seiner Kindheit, die seine Schwester getötet haben. Er spürt einen nach dem anderen auf und ermordet sie.


An dieser Stelle hör ich jetzt einfach mal auf!
Das ist wirklich ein tolles Buch. ich liebe Ja Thomas Harris und das ist eines seiner Besten. Nicht so blutig und ecklig wie die anderen, aber wirklich zu empfehlen.

So das war meine erste Rezenssion für euch. Hoffe hat euch gefallen und wer Kritiken und Vorschläge hat, was ich besser machen soll bitte her damit!!!
^^


Samstag, 7. Juni 2008

Charlotte Roche - Feuchtgebiete


Die achtzehnjährige Helen liegt mit einer Analfisur im Krankenhaus. Ihre Erinnerungen, Gedanken und Erlebnisse bilden den Inhalt des Romans, der die deutsche Bestsellerliste Belletristik anführt.
"Feuchtgebiete" ist anders. "Feuchtgebiete" ist voller Benennungen und Sprachlichmachungen.
Helen erzählt von ihren sexuellen, fäkalen und sonstigen mit-Geschlechtsteilen-zu-tun-habenden Erfahrungen mit einer Offenheit und einer sprachlichen und inhaltlichen Liebe zum Detail, die es so in der bekannten deutschen Literatur bisher nicht gab. Für mich ist "Feuchtgebiete" ein höchst aufklärendes Buch, auch wenn Helens Vorliebe, alles in den Mund zu stecken, zu schmecken und meistens auch herunterzuschlucken mir teilweise etwas auf den Magen schlägt.
Eine Gesellschaft, die sich aufgeklärt gibt, in der die weibliche Klitoris aber immer noch ein weißer Fleck auf den Körperlandkarten ist, braucht dieses Buch. Eine Gemeinschaft, die sich vor ihrem eigenen Körper ekelt, braucht dieses Buch wohl auch. Zum Nachdenken und Darüberreden.

Dumont, Frühjahr 2008, 14,90 Euro

Kontrovers ist kool :D Jetzt würde ich wirklich gerne eure Meinungen zu "Feuchtgebiete" lesen!

Dienstag, 8. April 2008

Clifford Chase "Winkie"

Hallo ihr, hier Neues von der Rezensionsfront. Habe mich in letzter Zeit durch Tonnen von Novis gearbeitet und dabei ist mir ein Buch empfehlenswert erschienen. "Winkie" ist ein alter Teddybär unbestimmten Geschlechts der eines Nachts von einem Sondereinsatzkommando des amerikanischen Militärs aus einer Waldhütte geholt und eingesperrt wird. Klingt irgendwie absurd, oder? Ist es auch. Dem Bären werden nämlich terroristische Aktivitäten vorgeworfen. Wenn ihr jetzt denkt, ich komme euch schon wieder mit irgendeiner abgefahrenen Science-fiction Geschichte irrt. "Winkie" ist eine bitterböse und aberwitzige Satire auf die amerikanische Terror-Hysterie und dazu noch verdammt gut geschrieben. Auch wenn ich kein Freund des in letzter Zeit so populär gewordenen Anti-Amerikanismus bin, hab ich dieses Buch regelrecht gefressen. Es beginnt mit Winkies Festnahme und folgt dann seinen Erinnerungen durch sein Leben, das geprägt ist vom geliebt und vergessen werden von den Kindern zweier Familien. Irrsinnigerweise hatte ich schlimmes Mitleid mit Winkie, der ja immer wieder in einem Regal gelandet ist, bevor er es schafft sich aus eigener Kraft weg zu bewegen. Und damit der Schlamassel erst beginnt. Die FAZ befand: " Dieses Debüt ist absurd, komisch, schräg, böse, kitschig und poetisch." Ich sag nur:LESEN!!!

Im März im Berliner Taschenbuch Verlag erschienen. 9,90 Euro