Sonntag, 24. August 2008

Paris s'éveille...


Zum Inhalt:
Jacques Ricou, der grimmig-charmante Richter aus Paris, ermittelt im größten Korruptionsfall der deutsch-französischen Geschichte und gerät in einen Sumpf aus Verrat und politischen Intrigen – Ulrich Wickert glänzt als Kenner französischer Lebensart und als brillanter Krimiautor. (So zumindest auf vorablesen.de zu finden - sehr empfehlenswert, diese Seite, im Übrigen)

Dieser Jaques Ricou gerät in die Tiefen dieses Korruptionsfalles, der sich zwischen Leipzig und Paris abspielt.


Vielleicht hätte Ulrich Wickert lieber an Dutroncs Lied: On nous cache tout, on nous dit rien denken sollen, als er seine Recherchen für den Fall machte. Ich habe bei der Lektüre des Buches leider das erwachende Paris, oder ein rege erwachendes Lesevergnügen vermisst. Doch ein genaues Wissen der französischen, der parisischen und der politischen Gegebenheiten ist ihm durchaus nicht abzusprechen, eher als ein großer Pluspunkt des Buches hinzuzufügen.
Die Sprache des Buches ist so wie ich sie mir von einem Nachrichtensprecher vorstelle. Sein Stil als solcher jedoch nicht als wirklich literarisch zu beschreiben, vielleicht kann man das Lesen dieses Romans als Unterhaltungslesen, Schmökern bezeichnen.
Es kommen viele Voraussetzungen für einen annehmbaren Roman zusammen: verschlungene Liebesbeziehungen, Mord, Korruption usw. Doch wie mein Leseeindruck schon vernehmen ließ, bleibt die Spannung nicht erhalten über 300 Seiten. Erst auf den letzten 50 Seiten verspüre ich das Gefühl, dass hier etwas für den Fortlauf der Geschichte getan wird. So, als wären alle Aussagen vorher nur Vorspiel gewesen.
Die Oberflächlichkeit der Welt scheint gut dargestellt, die Personen des Romans schwimmen praktisch ohrentief in ihr.
Manchmal fühle ich mich beim Lesen so, als wöllte Wickert mir klar machen, dass er besonders viel weiß. Darunter leidet die Kontur der einzelnen Personen, die eher äußerlich und grob bleibt.
Ich glaube, dass dieses Buch eine durchaus gute Unterhaltung darstellen kann für den geübten Krimileser, der sich einmal mit einer brisanten Thematik auseinander setzten möchte. Und Wickerts Anmerkung am Ende des Buches ist für mich Beschwichtigung für einige in meinen Augen durch Lesemissvergnügen verschenkte Minuten: Ein solches Thema sollte wirklich literarisch besprochen werden, damit die Ungereimtheiten und Zwielichtigkeiten im politischen und juristischen Sektor nicht völlig untertauchen.

Im Moment lese ich...


Erich Kästner - Der kleine Grenzverkehr